[043:5] III. Sozialisation und Erziehung. Die S.theoreme haben die ältere Unterscheidung von funktionaler und intentionaler Erz. unterlaufen und stattdessen auf der Ebene der Lernprozesse eine
Unterscheidung zwischen konditioniert-integrativen und
symbolisch-emanzipativen nahegelegt. S.theorie ist deshalb nichts der Erz.theorie Äußerliches, sondern einer ihrer grundlegenden Bestandteile. Ihre prakt. Bed. tritt in der gegenwärtigen Forschung vor allem in den folgenden
Hinsichten hervor: Die unterschiedlichen Schulerfolgschancen (a) innerhalb des gegebenen Schulsystems
können als Folgen unterschiedlicher S. nachgewiesen werden. Intelligenz und Schulleistung (Douglas), Leistungsmotive (McClelland u. a., Heckhausen), schulspezifisches Sprachverhalten (Roeder,
Oeverman), schuladäquate Wertorientierungen im Bereich
des sozialen Verhaltens (Hess/Latscha/Schneider, Rolff) sind
auf die familiären S.prozesse zurückzuführen, und zwar in Korrelation zu Skalen wie
individualistische versus kollektivistische Wertorientierung, permissives
versus restriktives Erz.-verhalten. Die zu vermutende Vergeblichkeit vor- oder frühschulischer Kompensationsprogramme (b), sofern sie einzelne
Verhaltenssektoren (Sprechen, Lesen-Lernen) trainieren (Hess/Bear), macht deutlich, daß nur eine
komplexe Veränderung der S.prozesse und damit auch eine Veränderung der sozialen Bedingungen der
Betroffenen den gewünschten Erfolg wahrscheinlich machen. Die im Bereich
des Schulerfolgs ermittelten Korrelationen gelten für die Pathogenese delinquenten Verhaltens (c) bes. nachdrücklich. Das trifft sowohl für die Entstehung abweichenden
Verhaltens in pathogenen Familienstrukturen (Vogel/Bell,
Bateson u. a., Moser) wie auch für die damit zus.hängenden Probleme päd. Verhaltenskorrekturen (Goffman, Quay [Hg.])
zu. Schließlich erlaubt die S.forschung im ganzen eine neue Reflexion des Verhältnisses von Erz. und gesellsch.
Innovation (d). Da sie gerade die im gegebenen S.system produzierten Ungleichheiten und Beschädigungen des individuellen
wie kollektiven Daseins nachzuweisen imstande ist, lassen sich aus ihren
Befunden Bedingungen und Vorgänge erschließen, die unter dem Postulat gesellsch. Änderung erforderlich werden. ⟶Anpassung, ⟶Auslese und S.probleme, ⟶Bildung, ⟶Dissozialität, ⟶Familie, ⟶Identifikation, ⟶Rolle,
⟶Sozialpädagogik.